Letztes Update: 4. April 2023
Das Schweizer Aktienjahr 2022 war nicht ganz einfach, insbesondere wenn du noch relativ neu am Aktienmarkt investierst und im Jahr 2021 von recht hohen Renditen verwöhnt wurdest. Allerdings eignet sich so ein eher schwieriges Jahr sehr gut, um deine Risikobereitschaft zu hinterfragen. Und wenn du erst im 2022 mit dem Investieren begonnen hast und schrittweise eingestiegen bist, dürfte sich das Minus mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in Grenzen gehalten haben.
In diesem Beitrag zeige ich dir Grafiken, die auf Daten des „UBS ETF (CH) – SPI® (CHF) A-dis“ (ISIN: CH0131872431) beruhen. Warum habe ich einen ETF gewählt und keinen Index? Weil die Daten eines ETFs öffentlich zugänglich sind und du sowieso keinen Index, sondern immer nur einen ETF kaufen kannst. Trotz allem ist dies keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf dieses ETFs.
Kursverlauf
Diese Darstellung kennen wohl alle. Zusätzlich zum Chart sind auf der Grafik die Renditen der einzelnen Jahre aufgeführt. Das Jahr 2022 war mit seinen -16.56% nicht gerade erfreulich.
Zur Erinnerung: Der Swiss Performance Index SPI umfasst über 200 der grössten Aktien des Schweizer Aktienmarkts und ist nach Marktkapitalisierung gewichtet. Grösste Position war Ende 2022 Nestle mit einem Gewicht von 20%, gefolgt von Roche mit 14.5% und Novartis mit 13%. Der SPI ist ein Total-Return-Index, das bedeutet, dass Dividendenzahlungen bei der Indexentwicklung mitberücksichtigt werden.
Tagesrenditen
Schauen wir uns einmal die Tagesrenditen unseres ETFs an. Diese Darstellung ist eher ungewöhnlich und du siehst sie so in den Unterlagen der Anbiter meistens nicht. Die Rendite jedes Handelstages wird als Säule dargestellt. Positive Tage habe ich grün und negative Tage rot dargestellt. Wenn du mit der Maus darüber fährst, werden dir die jeweiligen Tagesrenditen angezeigt.
Die einzelnen Ausreisser nach unten und nach oben sind ganz eindrücklich. Zum Beispiel hat unser ETF am 24. Januar 2022 3.7% verloren. Ein Börsenmedium schrieb an diesem Tag: „Die Ukraine-Krise und die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA bildeten […] ein wahres Giftgemisch.“
Am 9. März 2022 hat er dann knapp 4.4% zugelegt. Kurz zur Schwierigkeit mit dem Prozentrechnen: Fällt ein ETF um 4%, dann braucht es einen Kursgewinn von 4.17%, damit er wieder auf dem Ausgangsniveau notiert. Und wenn er um 50% fällt, muss er bereits um 100% zulegen.
Aber ansonsten wirkt das Ganze zugegebenermassen ziemlich chaotisch. Darum habe ich die einzelnen Tage in einem Histogramm geordnet.
Ein Histogramm zeigt die Verteilung der Renditen, die von unserem ETF im Jahr 2022 erzielt wurden. Es gibt uns einen Überblick darüber, wie oft bestimmte Renditespannen erreicht wurden. In unserem Beispiel lag die Rendite des SPI-ETFs an knapp 60 Tagen zwischen 0 und 0.5%. Und man sieht auf den ersten Blick, dass sich links von der Null mehr Tage befinden als rechts davon – irgendwoher muss der Jahresverlust von -16.56% ja auch kommen.
Jahresrenditen
Ein einziges Jahr ist ja ganz nett, aber wiederum interessiert uns eher der längerfristige Zeitraum. Deshalb blicken wir etwas weiter zurück. Die Daten von Pictet reichen nämlich bis ins Jahr 1926 zurück.
Und da siehst du, dass das Jahr 2022 im Vergleich zu anderen Jahren gar nicht besonders schlecht abgeschnitten hat. Zum Beispiel hat das Jahr 2008 mit 34.05% im Minus abgeschlossen. Besonders gut hingegen war das Jahr 1985. Hier lag Ende Jahr ein Plus von 61.36% vor.
Bereits auf den ersten oder zweiten Blick fällt auf, dass die Anzahl der grünen Balken im langfristigen Zeitraum überwiegen. Um dies zu verdeutlichen, habe ich wiederum mit den Pictet-Daten ein weiteres Histogramm erstellt. Hier siehst du nun die Renditeverteilung der einzelnen Jahre.
Maximum Drawdown – Unterwassergrafik
Die Unterwasser-Grafik (wird auch als Drawdown-Diagramm bezeichnet) ist eine Darstellung des Verlusts eines Aktienportfolios in Bezug auf sein Höchstniveau. Es zeigt den prozentualen Rückgang des Portfolios von seinem Höchststand bis zu einem bestimmten Zeitpunkt an. In einem längeren Zeitraum sieht das bei unserem ETF so aus:
Wenn du also am 28. Dezember 2021 eingestiegen bist, sind deine Investments immer noch unter Wasser. Seither hat der ETF keinen Höchststand mehr gesehen. Oder ein anderes Beispiel: Bist du am 19. Februar 2020 eingestiegen, musstest du 238 Tage warten, bis der ETF wieder auf dem Einstiegsniveau war. Auf der Grafik unten siehst du oben den Kursverlauf und unten die Unterwassergrafik.
Nach dem Corona-Absturz haben sich die Aktienmärkte recht schnell wieder erholt. Eine Erholung kann aber auch mal mehrere Jahre dauern.
Die Wahrscheinlichkeit, dass du dein ganzes Erspartes bei einem Höchststand investiert hast, ist natürlich relativ klein. Insofern ist eine Unterwasser-Grafik eher eine theoretische Spielerei. Aber sie kann dir ein besseres Verständnis dafür geben, wie deine Anlagen während Marktschwankungen performen und mit welchen Verlusten in der Vergangenheit zu rechnen war, beziehungsweise wie lange diese Verlustphasen gedauert haben.
Fazit Schweizer Aktienjahr 2022
Ist deine Anlagestrategie auf mehrere Jahre oder bestenfalls Jahrzehnte ausgerichtet, brauchen dich die täglichen, wöchentlichen und jährlichen Schwankungen nicht zu interessieren. Ein Jahreswechsel ist lediglich ein symbolisches Datum und hat keinen Einfluss auf die Fundamentaldaten eines Unternehmens oder die allgemeine Wirtschaftslage, die schliesslich die langfristige Performance von Unternehmen beeinflussen.
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