Letztes Update: 1. Januar 2024
Keine Ahnung vom Investieren? Bis zu meinem dreissigsten Geburtstag hatte ich auch keine. Ich besass ein Bankkonto und alles, was mit Geldanlage zu tun hatte, war mir suspekt. Vielmehr verband ich Investieren mit unzähligen Zahlenreihen, blinkenden Bildschirmen, hektisch gestikulierenden Männern, protzigen Autos und wilden Partys. Warum du dich unabhängig von deinem Geschlecht, deiner allfälligen Abneigung gegen Mathematik und der Höhe deines Einkommens trotzdem mit dem Thema Geld anlegen Schweiz für Anfänger beschäftigen solltest, erkläre ich dir in diesem Beitrag, den ich – in leicht abgeänderter Form – für missmoneypenny.ch schreiben durfte.
Warum überhaupt investieren?
Spätestens wenn sich ein grösserer Betrag auf deinem Bankkonto angesammelt hat, solltest du dir Gedanken darüber machen, wie eine Bank eigentlich funktioniert. Denn wer sein Geld zur Bank bringt, wird zum Gläubiger und die Bank zum Schuldner. Vereinfacht gesagt: Du gibst deiner Bank einen Kredit, und diese gibt dir dafür bestenfalls einen mickrigen Zins auf dein Erspartes zurück. Nun haben wir im März dieses Jahres einmal mehr erfahren müssen, dass auch Grossbanken ab und zu wanken. Immerhin sind in der Schweiz Kundengelder bis 100’000 Franken im Falle eines Bankenkonkurses durch die Einlagensicherung geschützt.
Aber auch kleinere Beträge sind auf dem Bankkonto nicht so sicher, wie viele glauben. Erst in den letzten eineinhalb Jahren machte sich die Inflation in der Schweiz wieder verstärkt bemerkbar. Für den gleichen Warenkorb bezahlen wir an der Kasse des Detailhändlers unseres Vertrauens eineinhalb Jahre später plötzlich deutlich mehr. Dem Geld auf dem Bankkonto geht es nicht besser. Aber dort spüren wir es weniger direkt: Wenn dein Guthaben von 50’000 Franken zwei Jahre lang zinslos auf dem Konto liegt und die Inflationsrate drei Prozent beträgt, bleibt dir nur noch 47’000 Franken an realer Kaufkraft.
Eine weitere Herausforderung ist die demografische Entwicklung. 1955 lag die Lebenserwartung bei 80 Jahren, der Ruhestand machte etwa 19 Prozent des Lebens aus. Im Jahr 2020 betrug die Lebenserwartung bereits 88 Jahre und der Ruhestand 26 Prozent des Lebens. Der prozentuale Anteil des Erwerbslebens wird dementsprechend immer geringer. In der Phase des Erwerbslebens bauen wir mit der ersten Säule, der staatlichen Vorsorge, und der zweiten Säule, der beruflichen Vorsorge, unsere Altersversorgung auf. Die Höhe des Einkommens und die Anzahl der Beitragsjahre bestimmen massgeblich die Höhe der Altersrente. Ziel der beiden Säulen ist es, ein Renteneinkommen von rund 60 Prozent des letzten Lohns zu erreichen. Grosse Sprünge sind damit nicht möglich. Wir kommen also nicht umhin, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Womit anfangen?
Bevor du dich in das Abenteuer Geldanlage stürzt, solltest du dir Klarheit über die eigene finanzielle Situation verschaffen. Der erste Schritt dazu ist die Erstellung eines Budgets. Dabei werden die monatlichen Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt. Wenn du nicht genau weisst, wohin dein sauer verdientes Geld fliesst, hilft es, eine Zeit lang akribisch Buch zu führen. Sind die Einnahmen höher als die Ausgaben, kannst du monatlich etwas zur Seite legen – eine wichtige Voraussetzung für die Geldanlage. Ist das nicht der Fall, solltest du versuchen, entweder die Einnahmen zu erhöhen oder (und) die Ausgaben zu senken.
In einem zweiten Schritt listet du alle Vermögenswerte, die du besitzt, in einer Vermögensaufstellung auf. Wie in einer Bilanz führst du unter «Aktiven» Lohnkonto, Sparkonto, 3a-Konto und allenfalls Wertschriftendepot, Lebensversicherung und Immobilien auf. Vergiss nicht, dein angespartes Altersguthaben aus der zweiten Säule aufzulisten, denn auch dieses gehört dir. Unter «Passiven» listest du alle Schulden wie Darlehen oder Hypotheken auf. Wenn du nun die Passiven von den Aktiven abziehst, ist das Resultat hoffentlich positiv. Mehr als Plus- und Minusrechnen brauchst du also nicht zu können.
Um bei unvorhergesehenen Ausgaben nicht ins Minus zu rutschen, sollten man sich zunächst einen Notgroschen zulegen, der jederzeit verfügbar ist. Die meisten Menschen fühlen sich mit einem Notgroschen von drei bis sechs Monatsausgaben wohl.
In was investieren?
Aufgrund des meist langen Anlagehorizonts und der Steuerersparnis lohnt sich ein Blick auf die gebundene Vorsorge, die Säule 3a. Diese kann nicht nur in Form eines Kontos, das in der Regel keine nennenswerten Zinsen abwirft, sondern auch in Form eines Wertschriftendepots geführt werden. Dafür brauchst du keine Millionen, viele Säule 3a-Anbieter ermöglichen die Anlage bereits ab wenigen Franken.
Zu Beginn füsslt du einen Fragebogen aus, der dein Risikoprofil ermittelt. Dieses setzt sich zusammen aus der Risikofähigkeit, das heisst, der wirtschaftlichen Fähigkeit, Risiken zu tragen, ohne in finanzielle Bedrängnis zu geraten, und der Risikobereitschaft, das heisst, wie gut man vorübergehende Kursverluste emotional verkraften kann.
Die Anbieter der Säule 3a stellen dir dann ein Portfolio zusammen, das in der Regel aus Aktien und Obligationen besteht. Je mehr Risiko man eingehen kann, desto höher ist der Aktienanteil. Je höher der Aktienanteil, desto höher sind einerseits die zu erwartenden Renditen, andererseits aber auch die zu erwartenden Schwankungen.
Hat man den Säule 3a-Maximalbetrag von derzeit CHF 7'056 für Erwerbstätige mit Pensionskasse ausgeschöpft und noch Geld übrig, kann man sich im weiten Feld der freien Vorsorge umsehen. Damit du dich dabei nicht verirrst, solltest du folgende Tipps zum Thema Geld anlegen Schweiz für Anfänger beachten:
- Achte auf die Kosten: Im Gegensatz zu den möglichen Gewinnen sind die Kosten das einzig sichere.
- Wenn du etwas nicht verstehst, frage nach. Die Chancen stehen gut, dass es nicht an dir liegt, sondern am intransparenten oder unnötig komplizierten Finanzprodukt.
- Sind die versprochenen Renditen zu hoch, ist meist auch das Risiko zu hoch. Als Anhaltspunkt kannst du dich an der annualisierten Durchschnittsrendite des Schweizer Aktienmarktes orientieren. Diese lag in den letzten rund 100 Jahren bei etwa 7 Prozent.
- Wenn du sich in Geldfragen beraten lässt: Fragen dich, welche (finanziellen) Interessen dein Gegenüber hat und prüfen, ob diese mit deinen übereinstimmen.
Und zu guter Letzt: Nur das Geld an der Börse anlegen, das du in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren nicht brauchst. Es wäre schade, wenn du das Geld benötigst, die Börse aber gerade auf Talfahrt ist. Bilde für jedes Ziel einzelne «Kassen» und investiere entsprechend dem Anlagehorizont. Wenn du beispielsweise in drei Jahren auf Weltreise gehen willst, solltest du die dafür benötigten 15’000 Franken konservativ anlegen. Das gute alte Sparkonto oder Kassenobligationen könnten die richtige Wahl sein.
Fazit Geld anlegen Schweiz für Anfänger
Wenn du jetzt enttäuscht bist, dass Investieren viel langweiliger ist als eingangs beschrieben, dann habe ich mein Ziel erreicht. Suchen dir ein spannendes Hobby oder einen herausfordernden Job, aber lasse dein Geld in Ruhe für sich arbeiten.
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