So vermeidest du die 10 häufigsten Anlagefehler

Es ist ja nicht so, als ob ich keine Fehler beim Anlegen gemacht hätte – ganz im Gegenteil. Zum Beispiel habe ich mich erst mit Anfang 30 wirklich um meine Finanzen gekümmert. Keine Sorge, es ist nie zu spät, aber je mehr Zeit man dem Zinseszins lässt, desto mehr profitiert man von seinem exponentiellen Wachstum. Und gewisse Gewohnheiten im Umgang mit Geld sind in jungen Jahren leichter zu verinnerlichen. Damit du nicht die gleichen Anlagefehler machst wie ich, habe ich die besten Tipps zur Vermeidung jener zusammengestellt. Dieser Beitrag erschien in leicht abgeänderter Form auf missmoneypenny.ch.

Anlagefehler

1.  Kein Budget haben

Wenn Anfang des Monats das Gehalt auf dem Konto eintrifft und am Ende kaum etwas übrig bleibt, ist es an der Zeit, sich auf die Suche nach Geldfressern zu machen. Das Erstellen eines Budgets hilft, Ordnung in die Finanzen zu bringen. Auf der Website des Dachverbands Budgetberatung Schweiz finden sich Budgetbeispiele und Vorlagen zur Budgeterstellung. Wie beim Abnehmen sollten die Ziele realistisch sein. Es bringt nichts, ein Budget zu erstellen, das nach einem halben Monat wieder aufgegeben werden muss. Mit einer Money-Tracking-App kann man zudem über die täglichen Ausgaben Buch führen und ein besseres Gefühl für die Ausgaben bekommen. Ziel der Aktion ist es, herauszufinden, wie viel monatlich gespart oder angelegt werden kann.

2. Keinen Notgroschen haben

Was übrig bleibt, wird nicht sofort angelegt, sondern zunächst ein Notgroschen gebildet. Mit diesem können unerwartete finanzielle Engpässe oder Notfälle überbrückt werden. Denn wenn die Börse gerade auf Krisenmodus schaltet und die Wertpapiere tief im Minus sind, sollte man sie nicht verkaufen, nur um unerwartete Rechnungen zu begleichen. Der Notgroschen sollte etwa drei bis sechs Monatsausgaben entsprechen und leicht verfügbar sein. Hierfür eignet sich ein Lohn- oder Sparkonto mit grosszügigen Rückzugsmöglichkeiten.

3.  Den Anlagehorizont nicht kennen

Wenn du in den nächsten fünf Jahren eine Wohnung kaufen möchtest, sind Aktien wahrscheinlich nicht die richtige Anlageklasse. Es kann gut sein, dass das investierte Kapital zum Zeitpunkt des Kaufs um 25% geschrumpft und damit der Traum vom Eigenheim geplatzt ist. Wenn das Geld aber erst in 20 Jahren für die Altersvorsorge benötigt wird, dann ärgert man sich zwar über die 25% Verlust, aber man hat ja noch etliche Jahre Zeit, diese Verluste auszusitzen. Leg also nur Geld an, auf das du 10 oder besser 15 Jahre verzichten kannst. Bei einem Anlagehorizont von weniger als zehn Jahren sollte eine Anlagestrategie mit geringerem Risiko gewählt werden. 

4.  Die eigene Risikobereitschaft falsch einschätzen

In vielen Fragebögen zur Ermittlung des Risikoprofils wird gefragt, wie man reagieren würde, wenn beispielsweise die Börse um 25 Prozent fallen würde. Wenn man noch nie einen Börsencrash erlebt hat, ist das sehr schwer zu beantworten. Hier kann es helfen, mit konkreten Zahlen zu rechnen. Wenn man beispielsweise 50’000 Franken in Aktien investiert hat, bleiben bei minus 25 Prozent nur noch 37’500 Franken übrig. Wem dieser Gedanke schlaflose Nächte bereitet, sollte sich überlegen, wie er das Risiko minimieren kann. Das ist beispielsweise möglich, indem man nicht alles in die schwankungsanfällige Anlageklasse Aktien investiert, sondern beispielsweise «langweiligere» Obligationen beimischt. Man spricht dann von einem Portfolio mit einem risikoreichen Anteil von 60 Prozent und einem risikoarmen Anteil von 40 Prozent. 

5.  Emotionale Entscheidungen treffen

Machen wir ein Beispiel: Aus 50’000 Franken sind nach einem Börsencrash 37’500 Franken geworden. Was machst du jetzt? Nichts! Wenn du in Panik verkaufst, machst du den Verlust endgültig. Warte ab, denn sobald sich die Börse erholt, profitierst du wieder vom Aufschwung. Denk daran: Wenn du eine Aktie kaufst, erwirbst du einen Anteil an einem realen Unternehmen. Diese fundamentalen Werte bleiben bestehen, auch wenn der Markt kurzfristig von Emotionen getrieben stark schwankt. Der Finanzmarktphilosoph André Kostolany hat treffend ausgedrückt: «Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.»

6.  Nicht diversifizieren

Nun könnte man auf die Idee kommen, sich wahllos eine Aktie auszusuchen und diese dann möglichst lange zu halten. So ist das nicht gemeint. Beim Anlegen sollte man auf ein breit diversifiziertes Portfolio setzen. Was bedeutet das? Statt nur in ein Unternehmen zu investieren, streut man sein Kapital auf mehrere Firmen. Noch besser ist es, wenn diese Unternehmen aus verschiedenen Ländern kommen und in verschiedenen Branchen tätig sind. Wenn dann ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, bleibt der Einfluss auf dein Gesamtportfolio überschaubar. Dazu eignen sich Fonds, denn diese bündeln das Geld vieler Anlegerinnen und Anleger und investieren es in eine breite Palette von Wertpapieren.

7. Unrealistische Erwartungen haben

Hohe Renditeversprechen gehen oft mit einem hohen Risiko einher. Wenn eine Rendite unrealistisch hoch erscheint, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass am Ende nur der Anbietende profitiert – auf deine Kosten. Der Schweizer Aktienmarkt hat über die Jahre eine durchschnittliche Rendite von 7 Prozent pro Jahr (vor Kosten und Inflation) erzielt. Dabei ist zu beachten, dass diese 7 Prozent nur der Durchschnitt sind. Die effektiven jährlichen Renditen der letzten Jahre sahen folgendermassen aus:

jährliche Rendite SPI historisch

Gib dich mit dem Durchschnitt zufrieden und jage nicht dem nächsten Hype hinterher.

8. Gebühren und Kosten ignorieren

Wenn jemand für dich Geld anlegt, ist das eine Dienstleistung, die auch etwas kosten darf. Spätestens bei Gebühren von mehr als 1.5 Prozent pro Jahr solltest du aber prüfen, ob es nicht Finanzprodukte mit niedrigeren Gebühren und ähnlicher Rendite gibt. Schaue bei «All-in-Gebühren» und «Gesamtgebühren» genauer hin. Nicht alle Anbietenden verstehen darunter das Gleiche. 

9.  Kurzfristiges Denken

Wenn du eine fundierte Anlagestrategie hast, dann halte an ihr fest – so langweilig das auch klingen mag. Denn das perfekte Portfolio gibt es nur in der Vergangenheitsbetrachtung, und wenn du ständig an deinem Portfolio herumbastelst, weil du jetzt doch noch eine spannende Aktie oder einen besonders aussichtsreichen Fonds haben musst, schadet das meist der Rendite und du vergeudest wertvolle Lebenszeit, die du wahrscheinlich viel sinnvoller einsetzen könntest. Sei also geduldig!

10. Zu spät anfangen

Zurück zu unseren 50’000 Franken: Wenn wir sie in ein breit diversifiziertes Portfolio investieren, werden daraus in zwanzig Jahren bei einem Zinssatz von 5 Prozent 132’664.90 Franken. Der Gewinn von 82’664.90 Franken kommt allein durch Zins und Zinseszins zustande. Also sogar mehr als ursprünglich investiert wurde. Hat jemand nur zehn Jahre Zeit, wird aus dem gleichen Startbetrag «nur» ein Vermögen von 81’444.75 Franken. Die Zinsen und Zinseszinsen betragen hier noch 31’444.75 Franken. Das ist immer noch respektabel, aber deutlich weniger. Zudem hilft es, sich frühzeitig mit dem Auf und Ab an der Börse vertraut zu machen. Wenn plötzlich eine Erbschaft ansteht oder man sich bei der Pensionierung für Kapital oder Rente entscheiden muss, gibt die Routine Sicherheit und ermöglicht es, auch in unruhigen Zeiten kluge Entscheidungen zu treffen.

Zins und Zinseszins. Anlage über 10 und 20 Jahre.

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