Letztes Update: 10. März 2023
Grossbanken sind in der Finanzbloggerszene gern und häufig gescholtene Objekte. Die Kritik ist teilweise durchaus berechtigt: Horrende Ausgabeaufschläge, versteckte Gebühren, Berater, die eher das Wohl der Bank und weniger das der KundInnen im Auge haben, Boniexzesse usw. Die Credit Suisse hat in letzter Zeit zusätzlich mit allerlei Pleiten, Pech und Pannen auf sich aufmerksam gemacht. Ich will auf meinem Finanzblog aber keine Allgemeinplätze und Vorurteile wiederkäuen, sondern die Produkte selbst ausprobieren und testen. Hier liest du also von meinen Erfahrungen mit CSX Anlegen. Übrigens wurde ich von der Credit Suisse für diesen Beitrag nicht bezahlt.
Ach, und an alle Credit Suisse Basher: Schaut doch mal nach, von wem die Indexfonds in eurer Säule 3a des hochgelobten Fintechs VIAC stammen. Genau, von der Credit Suisse.
CSX
Im Herbst 2020 ging die Credit Suisse mit CSX an den Start. Bereits ein Jahr später galt CSX als die bekannteste Schweizer Brand für digitales Banking. Laut einer Medienmitteilung der CS von Ende letzten Jahres konnte CSX damals bereits 100’000 Kundinnen und Kunden gewinnen, wobei rund die Hälfte CSX als ihre primäre Bankverbindung nutzen. Und die Hälfte der CSX-NutzerInnen sind unter 34 Jahre alt. Durch „Umbuchungsaktionen“ dürften viele bisherige Credit Suisse KundInnen mehr oder weniger freiwillig von Standardpaketen zu CSX gewechselt haben. Zahlen dazu gibt die CS nicht bekannt.
Die Eröffnung meines CSX-Kontos verlief ja eher holprig. Diese Kinderkrankheiten dürften mittlerweile ausgeräumt sein. Im App Store wird die CSX App mit 4.6 von 5 Sternen bewertet. Häufigster Kritikpunkt ist, dass die Debitkarte nicht bei Apple Pay hinterlegt werden kann. Dies ist mittlerweile jedoch möglich. Bei Samsung Pay, Google Pay und SwatchPAY! kann die CSX Debit Mastercard allerdings noch nicht hinterlegt werden.
CSX Anlegen
Ist das CSX-Konto einmal eingerichtet, findest du CSX Anlegen in der Credit Suisse App. Ich suche auf meinem Smartphone immer nach „CSX“, die App heisst aber „Credit Suisse“. Jedenfalls findest du CSX Anlegen in der geöffneten App rechts unten unter „Mehr“, „Sparen/Investieren“ und dann unter „Anlegen“.
Zur Einrichtung kannst du dich entweder von der digitalen Beraterin beraten lassen oder du wählst die Fonds selbst aus. Ich habe mich für Ersteres entschieden.
In der Form eines Chats wirst du nach Zeithorizont, anderen Vermögenswerten und Kontoguthaben, Verbindlichkeiten, deinem Bruttoeinkommen, deinem jährlichen Sparguthaben sowie drei Fragen zu deiner Risikobereitschaft gefragt.
Am Ende wird kurz auf die Vorteile und Risiken von Anlagefonds eingegangen. Wenn man sich mit der Geldanlage ein bisschen auseinandergesetzt hat, sind diese Ausführungen gut verständlich. Für komplette Neulinge dürften sie überfordernd sein.
CSX Anlegen – Strategien und Fonds
Schliesslich wird dir eine Anlagestrategie aufgrund deiner gemachten Angaben empfohlen. Insgesamt sind drei Strategien bei CSX Anlegen erhältlich:
- Entspannter Spaziergänger (10–30% Aktien)
- Selbstsicherer Wanderer (20–60% Aktien)
- Abenteuerfreudiger Kletterer (50–80%)
Mir wurde „Abenteuerfreudiger Kletterer“ empfohlen.
Innerhalb jeder Strategien gibt es vier Fonds zur Auswahl:
Nachhaltigkeits-Fonds (Pauschalgebühr: 0.95%)(nicht mehr erhältlich)- Schweiz-Fokus-Fonds (Pauschalgebühr: 0.67–1.24%)
- Ausschüttungs-Fonds (Pauschalgebühr: 1.37–1.63%)
- Flaggschiff-Fonds (Pauschalgebühr: 1.49–1.84%)
Die Jahresgebühr der einzelnen Fonds findest du direkt bei der kurzen Beschreibung. Ausserdem kannst du dir das Factsheet anzeigen lassen und die Fonds vergleichen. Dieses Feature ist ziemlich gut gelungen. Ich habe schliesslich den „Nachhaltigkeits-Fonds“ angewählt. Dies ist keine Anlageberatung und stellt keine Handlungsempfehlung zum Kauf oder Verkauf dieses Fonds dar. Mache dir immer deine eigenen Gedanken zu deinen Investments.
Im nächsten Schritt wirst du nach der Ersteinlage und der monatlichen Anlage gefragt. CSX gibt dir aufgrund deiner im Chat gemachten Angaben Empfehlungen, die aber ganz einfach übersteuert werden können. Das Mindestinvestment beträgt für die Einmalanlage und die monatliche Anlage CHF 100.
Schlussendlich kannst du angeben, von welchem CSX-Konto du die Erstanlage tätigen willst.
Ein Fortschrittsbalken zeigt oben in der App an, wie lange die Beratung noch dauert. Ebenfalls gelungen ist der Bestätigungsscreen, der den Fondsmanagern ein Gesicht gibt.
Credit Suisse ESG Focus Wealth Fund Growth
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf das Factsheet des von mir ausgewählten Fonds. Dieser investiert in ein breit diversifiziertes Portfolio von passiv und aktiv verwalteten Instrumenten und berücksichtigt ESG-Kriterien.
Ein Blick auf die grössten zehn Positionen zeigt, dass der Fonds in ETFs der Credit Suisse investiert, aber auch ETFs und Indexfonds anderer Anbieter berücksichtigt.
CSX Anlegen Kosten
Kommen wir du den Kosten, die beim Anlegen mit CSX anfallen. Das CSX-Konto in der absoluten Basisversion (CSX White) ist kostenlos.
Einen Ausgabe- oder Rücknahmeaufschlag gibt es bei den Fonds von CSX ebenfalls nicht.
Da kann die Credit Suisse kostenmässig mit einem Robo-Advisor schon fast mithalten. Beachte, dass bei einem Vergleich immer auch die Produktkosten einberechnet werden müssen. Robo-Advisors weisen oft ganz gross eine Verwaltungsgebühr aus und die Produktkosten müssten dann noch hinzugerechnet werden. Bei CSX Anlegen ist beides in der Jahresgebühr (auch “Pauschalgebühr” und im Factsheet “laufende Kosten” genannt) enthalten.
Übrigens sind in den laufenden Kosten der CSX Fonds auch die Kosten der darin enthaltenen Fonds enthalten, wie mir die Medienstelle der Credit Suisse bestätigen konnte. Bei Fonds die Fonds enthalten, auch Dachfonds oder Fund of Funds genannt, ist dies nicht immer der Fall. Dort kommt zu der ausgewiesenen TER jeweils noch die TER der darin enthaltenen Fonds hinzu.
Achtung, CSX Anlegen ist nicht mit dem Fonds-Sparplan der Credit Suisse zu verwechseln. Dort gelten nämlich andere Konditionen, aber das weiss auch der CS-Kundendienst nicht so genau.
CSX Kundendienst
Der Chat ist in der App sehr gut versteckt. Meistens erscheint nur eine Telefonnummer. Weil ich von CS-Mitarbeitenden schon mehrmals am Telefon Falschaussagen erhalten habe, ist mir die Schriftform lieber. Zufällig habe ich den Chat dann doch entdeckt.
Der Berater im Chat erwähnte eine Depotgebühr von 0.25% (bis 1 Mio.) die auf den Depotwert bei CSX erhoben wird. Ich konnte diese Gebühr jedoch in keinem Dokument finden, deshalb habe ich bei der Medienstelle nachgefragt und dort erfahren, dass diese Depotgebühr bei CSX nicht anfällt.
Die Credit Suisse wirbt seit längerem mit „Kundenservice mit echten Menschen“. Echte Menschen bringen mir halt relativ wenig, wenn ihre Aussagen nicht korrekt sind.
CSX Anlegen Fazit
Ein grosser Vorteil ist sicher, dass du bei CSX nur eine Banking-App für die täglichen Bankgeschäfte wie Zahlen (Debit Mastercard, eBill, Überweisungen, TWINT …), Sparen, Investieren usw. brauchst. So hast du immer den Überblick über deine Finanzen und musst nicht irgendwelche Excel-Listen oder sonstige Tracking-Tools nutzen.
Preislich kann die Credit Suisse in der günstigsten Variante mit der jüngeren, digitalen Konkurrenz mithalten. Und Tools wie der CSX-Finanzplan helfen, sich spielerisch mit der eigenen Vorsorgesituation auseinanderzusetzen.
Meine Erfahrungen mit der App von CSX sind also durchaus positiv. Etwas schade ist, dass die App ziemlich langsam ist, sodass man den drehenden Kreis und „Wird geladen …“ öfter zu sehen bekommt.
Update Februar 2023 – Fondsliquidation
Anfang Februar hat mich folgendes Schreiben von der Credit Suisse erreicht:
Der Fonds mit der Pauschalgebühr von 0.95% wird also geschlossen und liquidiert. Ein direkter Wechsel in einen anderen Fonds ist nicht möglich. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf die Auszahlung zu warten. Diese erfolgt in zwei Tranchen und die zweite wird erst in sechs Monaten erwartet!
Für mich ist das Experiment CSX Anlegen somit gestorben. Die noch erhältlichen Fonds finde ich viel zu teuer. Somit fallen die Erfahrungen mit CSX Anlegen leider doch nicht so positiv aus.
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