Letztes Update: 18. August 2023
Letztens trat ich als Speaker bei einem Event der digitalen Vermögensverwalterin Selma auf und wurde im Anschluss an meinen Vortrag gefragt, worauf ich beim Kauf von ETFs achte. In diesem Blogbeitrag erläutere ich dir meine 7 Kriterien bei der ETF-Auswahl etwas ausführlicher. Schliesslich zeigt der ETF-Explorer der Schweizer Börse SIX momentan 1’668 Resultate an. Da kann einem die ETF-Auswahl in der Schweiz schon schwerfallen.
ETF-Auswahl Schweiz
Ich suche ETFs immer ausgehend von meiner Asset Allocation, also der Aufteilung des vorhandenen Vermögens in verschiedene Anlageklassen, aus. Ich komme dann auf den Index und erst im letzten Schritt auf den ETF.
Hier sind einige praktische Fragen, die dir bei deiner Entscheidung helfen können::
- Wofür lege ich das Geld an?
- Wie lange kann ich darauf verzichten?
- Wie sieht mein Risikoprofil aus?
- Welchen Anteil lege ich in ETFs an?
- Wie strukturiere ich mein ETF-Depot?
Du suchst Unterstützung bei diesen Fragen? Dann buche jetzt ein unabhängiges Online-Finanzcoaching bei mir. Das unverbindliche Erstgespräch ist natürlich kostenlos.
Häufig erfolgt die Auswahl von der anderen Seite her. Man sieht einen „spannenden“ ETF, kauft ihn und merkt nach einer gewissen Zeit, dass dieser scheinbar so vielversprechende Megatrend-ETF irgendwie nicht wirklich ins Depot passt. So ging es mir zumindest, als ich mit dem Investieren begonnen habe. Aber du kannst es jetzt ja von Beginn an besser machen.
Also kommen wir zu den wichtigsten Kriterien, die ich bei der ETF-Auswahl beachte.
1) Swissquote ETF Leader
Da ich die ausgewählten ETFs regelmässig besparen will und ich mein Hauptdepot beim Schweizer Online-Broker Swissquote habe, muss der ETF von einem Swissquote ETF Leader angeboten werden. Momentan sind dies:
- DWS Xtrackers (102 ETFs)
- J.P.Morgan (36 ETFs)
- 21 Shares (69 ETPs)
- Amundi ETF (68 ETFs)
- CoinShares (17 ETPs)
- Credit Suisse (9 ETFs)
- iShares (306 ETFs)
- Lyxor ETF (190 ETFs)
- UBS (225 ETFs)
- Vanguard (35 ETFs)
- Franklin Templeton (19 ETFs)
- Legal&General (32 ETFs)
- VanEck (40 ETFs)
- WisdomTree (86 ETFs)
- Zürcher Kantonalbank (34 ETFs)
ETFs die von Swissquote als ETF Leader gelistet sind kannst du nämlich für CHF/EUR/USD 9.00 pro online Trade an der SIX Swiss Exchange handeln. Fremdgebühren, wie Stempel-, Börsen- und Echtzeitgebühren werden zusätzlich verrechnet.
Da die Kaufkosten an der Rendite zehren, ist dies für mich eines der wichtigsten Argumente.
2) Handelsplatz – Kaufkosten
Weil die CHF 9.00 pro Trade für ETF Leaders bei Swissquote nur an der SIX Swiss Exchange gelten, fallen für mich die anderen Handelsplätze bereits weg. Gerade bei Schweizer Brokern ist der Handel an ausländischen Börsen oftmals sowieso teurer als es bei inländischen Börsen der Fall ist. Ich würde also nach dem günstigsten Handelsplatz bei deinem Broker Ausschau halten.
3) Ertragsverwendung: ausschüttend oder thesaurierend
Da ich mich noch im Vermögensaufbau befinde, will ich, dass der ETF die Dividenden automatisch reinvestiert. Man nennt das auch Thesaurierung. Somit fallen für mich keine weiteren Kaufkosten an und der Aufwand ist für mich so am geringsten.
In der Schweiz spielt es steuertechnisch übrigens keine Rolle, ob der ETF die Dividenden ausschüttet oder reinvestiert.
4) Handelswährung
Meinen Lohn bekomme ich in Schweizer Franken und meine Lebenshaltungskosten begleiche ich grösstenteils ebenfalls in Schweizer Franken. Und bei jedem Währungsumtausch fallen Gebühren an, darüber habe ich auf diesem Blog schon verschiedentlich geschrieben. Bei Swissquote fallen für den Währungsumtausch zum Beispiel 0.95% an. Das sind unnötige Kosten, die an der Rendite zehren und die wir uns sparen können. Darum achte ich beim Kauf darauf, dass der ETF in Schweizer Franken gehandelt wird. Damit der ETF Aktien in anderen Währungen kaufen kann, muss dieser die CHF natürlich auch tauschen. Das macht er innerhalb des ETFs und bekommt bessere Konditionen als kleine PrivatanlegerInnen.
Im ETF-Explorer von SIX kannst du nach der Handelswährung filtern.
Nach dem Filtern werden dir etliche ETFs mit dem Zusatz „hedged“ im Titel angezeigt. Diese ETFs werden einerseits in CHF gehandelt und zusätzlich wird das Währungsrisiko abgesichert. Ob währungsgesicherte ETFs empfehlenswert sind, ist ein anderes Thema.
5) Spread – Handelsvolumen
Was genau der Spread ist, habe ich bereits im Beitrag über Börsenplätze von ETFs erklärt. Ganz kurz zusammengefasst: Kaufst du einen ETF und verkaufst ihn im nächsten Moment gleich wieder, machst du einen Verlust (unabhängig von Kaufkosten deines Brokers und Börsengebühren). ETFs, die häufig gehandelt werden, weisen meistens einen tieferen Spread auf, als ETFs, die selten gehandelt werden oder die gerade neu aufgelegt wurden.
Du findest den Spread ebenfalls im ETF-Explorer von SIX. Rufe darin den gewünschten ETF auf und klicke auf Spreads. Dort findest du den zeitgewichteten durchschnittlichen Spread.
Hier habe ich dir einige Spreads zum Vergleichen rausgesucht:
ETF | Symbol | Spread |
Xtrackers DAX | XDAX | 0.09% |
Vanguard All-World | VWRL | 0.13% |
iShares SLI | SMIEX | 0.13% |
iShares World Min Volatility | MVOL | 0.45% |
GLOBAL X Disruptive Materials | DMAT | 0.93% |
Das ist jetzt keine Empfehlung, diesen DAX-ETF zu kaufen, aber wenn du mehrere ETFs zur Auswahl hast, die ein ähnliches Anlageuniversum abdecken, kann der Spread bei der Entscheidung helfen.
6) TER – laufende Kosten
Neben den Handelskosten, die beim Kauf- und Verkauf anfallen, sind die laufenden Kosten im Auge zu behalten. Für einen ersten Überblick eignet sich die Gesamtkostenquote, auch Total Expense Ratio (TER) genannt. Warum nur für den ersten Überblick? Weil in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind Transaktionskosten auf Fondsebene nicht enthalten. Muss zum Beispiel ein ETF umschichten, weil eine Aktie aus dem Index fällt, dann fallen beim Broker des ETFs Handelskosten an.
7) Tracking Differenz
Auch wenn ein ETF eine hohe TER hat, kann er dennoch besser performen als ein ETF auf denselben Index mit einer tiefen TER. Hier kommt die Tracking Differenz ins Spiel. Sie bezeichnet den Unterschied zwischen der Rendite des Indexes und der Rendite des ETFs. Je kleiner sie ist, desto besser.
Wie kommt es zu den Abweichungen von der Indexrendite? Weist ein Index eine hohe Anzahl an Aktien auf, so kauft der ETF aus Kostengründen meistens nicht alle Aktien, sondern nur einen Teil davon. Man nennt das auch Sampling. Er macht also eine Auswahl und dieser selbst zusammengestellte Aktienkorb performt natürlich nicht exakt gleich wie der Index. Weitere Gründe für eine Abweichung sind neben den Kosten zum Beispiel die Swap-Gebühr oder Erträge aus der Wertpapierleihe.
Ein Beispiel: Der SPDR MSCI ACWI UCITS ETF hat eine recht hohe TER von 0.40% seine durchschnittliche jährliche Abweichung von der Indexentwicklung (Tracking Difference) seit 2012 betrug aber nur 0.19% pro Jahr (gemäss trackingdifferences.com). Der ETF war also günstiger als die TER vermuten lässt.
Hingegen weist der iShares MSCI ACWI UCITS ETF eine TER von 0.20% auf und seine durchschnittliche jährliche Abweichung von der Indexentwicklung (Tracking Difference) seit 2012 betrug 0.24% pro Jahr. Dieser ETF war also leicht teuer, sogar leicht teurer als der “teure” ETF von SPDR.
Fazit ETF-Auswahl Schweiz
Oft werden auch die Grösse und das Alter des ETFs als Entscheidungskriterien genannt. Je grösser und älter ein ETF ist, desto geringer ist die Gefahr, dass dieser geschlossen wird und du wieder einen neuen suchen musst. Die beiden Kriterien muss man meiner Meinung nach aber etwas differenzierter betrachten. Legt zum Beispiel Vanguard neben dem bestehenden ausschüttenden ETF eine thesaurierende Variante auf, ist das Fondsvolumen zu Beginn natürlich noch sehr klein und der ETF ist keine fünf Jahre alt. Die Gefahr, dass dieser geschlossen wird, sind aber kleiner als zum Beispiel bei einem neu aufgelegten Haustier-ETF.
Auch der Standort eines ETFs kann als Entscheidungskriterium dienen (Stichwort Steuern), aber das ist eher in der Theorie spannend. Aufgrund des Standorts habe ich mich jedenfalls noch nie gegen oder für einen ETF entschieden (ausser bei ETFs mit nur Schweizer Aktien).
In einer idealen Welt würde am Ende nur ein einziger ETF übrig bleiben und du würdest ganz genau wissen, welchen du dir kaufen solltest. Das ist aber eher selten der Fall, also bleibt dir nichts anderes übrig, als bei der ETF-Auswahl Prioritäten bei den Kriterien zu setzen. Für mich ist zum Beispiel die Handelswährung wichtig und da fallen sehr viele ETFs bereits weg.
Transparenz und Disclaimer
Für diesen Blogbeitrag wurde ich von niemandem bezahlt, er widerspiegelt meine subjektive Meinung.
Wenn du durch meine Links und Codes Konten oder Geschäftsbeziehungen eröffnest, Produkte oder Dienstleistungen bestellst, kann es sein, dass ich dafür eine Provision erhalte. Dir entstehen dabei jedoch keine Nachteile wie höhere Preise oder ähnliches. Es gelten die AGBs der jeweiligen Anbieter. Affiliate-Links sind mit einem * gekennzeichnet.
Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden, welche im schlimmsten Fall zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen können.
Sämtliche Veröffentlichungen, also Berichte, Darstellungen, Mitteilungen sowie Beiträge in Blogs auf dieser Website („Veröffentlichungen“) dienen ausschließlich der Information und stellen keine Handelsempfehlung hinsichtlich des Kaufs oder Verkaufs von Wertpapieren dar. Die Veröffentlichungen geben lediglich meine Meinung wieder. Ich übernehme trotz sorgfältiger Recherche keine Gewähr auf Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der in den Veröffentlichungen enthaltenen Informationen.