Nachhaltiges Investieren in der Säule 3a mit Freya Savings – das Interview

Letztes Update: 23. November 2021

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit und mit Unterstützung von Freya Savings entstanden. Der Inhalt gibt meine eigene Meinung wieder.

Zum Thema Nachhaltigkeit bei Aktienfonds findet man mittlerweile unzählige Informationen und Finanzprodukte. Und auch nachhaltige Anleihen holen langsam auf. Beim Thema Rohstoffe und Immobilien hingegen findet man als PrivatanlegerIn wenig bis nichts. Genau darüber habe ich mich mit der neuen Säule 3a-Anbieterin Freya Savings unterhalten, die kürzlich mit ihrer nachhaltigen Vorsorge-App gestartet ist. Neben den beiden Gründern Roman Gaus und Rolf Kutos hat David Gartmann von der Graubündner Kantonalbank (GKB) am Gespräch teilgenommen. Die Graubündner Kantonalbank fungiert als Partnerbank von Freya Savings.

Freya Savings Interview

Interview

Was unterscheidet eure nachhaltige Säule 3a von der Konkurrenz?

Roman: Wir richten die gesamte Anlagestrategie über alle Segmente (Aktien, Obligationen, Immobilien, alternative Anlagen) konsistent auf Nachhaltigkeit aus. Andere Anbieter machen bloss auf der Aktienseite ein ESG-Screening.  Auf der Obligationen-Seite halten sie dann bloss Staatsanleihen und Unternehmensobligationen ohne ESG-Screening. Dies führt dazu, dass die Portfolios nicht konsequent nachhaltig angelegt sind. Bei Freya unterliegen alle Anlagen einem Nachhaltigkeits-Check. Dies führt dazu, dass wir z.B. neben Staatsanleihen auch Obligationen von Entwicklungsbanken ins Portfolio aufgenommen haben.
Ein weiterer Unterschied ist, dass sich die Kundinnen und Kunden ein persönliches Sinnprofil zusammenstellen können. Uns ist es wichtig, dass sich die NutzerInnen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und sich bewusst für zwei von fünf Sinnprofilen entscheiden. Diese bewegen sich im Bereich der Sustainable Development Goals (SDGs), den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN).

Rolf: Unsere Portfolios werden mit passiven Fonds umgesetzt. Und in jeder Anlageklasse haben wir uns für denjenigen Fond entschieden, der die höchste Nachhaltigkeitsstufe aufweist. Kompromisse haben wir nur gemacht, wenn ein Fonds sehr selten gehandelt wird oder noch sehr klein ist. Durch diese strenge Auswahl schliessen wir ca. 75% des Anlageuniversums aus. Andere Anbieter nehmen zwar eine Nachhaltigkeitslösung, aber eben nicht unbedingt die auf der höchsten Stufe. Solche Lösungen mit einem rudimentären Nachhaltigkeitsfilter sind dann halt eher „nachhaltig light“. 

David: Innerhalb der Basisanlage setzen wir nur auf ESG-Leaders. Dadurch ist der CO2-Footprint der eingesetzten Produkte deutlich geringer als bei den Standard-Indizes. Ausserdem engagieren wir uns im Austausch mit den Fondsanbietern. So haben wir als Freya Savings und GKB die Möglichkeit, am Markt etwas zu bewegen.

Freya Savings Sinnprofile

Andere nachhaltige Anbieterinnen schliessen Rohstoffe grundsätzlich aus. In euren Portfolios macht Gold 4% aus. Warum habt ihr euch entschieden, Gold einzusetzen?

David: Gold ist ein guter Diversifikator, der auch in unsicheren Zeiten einen gewissen Risikoschutz bietet. Wir dürfen nicht vergessen: Wir bewegen uns bei der Säule 3a in einem Vorsorgeprodukt. Unser Ziel ist es, nicht um jeden Preis die grünstigste Strategie umzusetzen, sondern eine ausgewogene, gut diversifizierte Anlagestrategie, die wichtigen nachhaltigen Grundsätzen entspricht und gleichzeitig in Bezug auf Risiko und erwartete Rendite optimal aufgestellt ist. 

Roman: Wir möchten AnlegerInnen auch langfristig an das Thema Investieren heranführen und dazu müssen wir über den Sicherheitsaspekt sprechen. Gold bietet nun mal einen guten Inflationsschutz und trägt zur Diversifikation bei, denn Gold korreliert negativ zu den meisten übrigen Anlagekategorien. Ausserdem ist breit akzeptiert, dass Gold in ein „sicheres“ Vorsorgeprodukt gehört.

Rolf: Man muss auch sehen, dass sich der Goldabbau und die Produktion in einem konstanten Wandel befinden. In den letzten Jahren hat sich der gesamte Goldmarkt extrem weiterentwickelt. Zukünftig werden wir erleben, dass die gesamte Goldproduktion nachverfolgbar wird. Wir schauen bei den Fonds, die wir einsetzen, nicht nur, welche Nachhaltigkeitskriterien in den einzelnen Stufen der Goldförderung und Verarbeitung angewendet werden, sondern für uns ist mindestens so wichtig, wohin die Entwicklung geht. Bei unserem Gold-Produkt kann die Zürcher Kantonalbank bereits weite Teile der Goldproduktion, von der Mine bis zu ihrem Tresor, nachverfolgen. Und in ein paar Jahren soll der eingesetzte Fonds nur noch vollständig „Traceable Gold“ enthalten.

Freya Savings Gold Immobilien

Wenn ich mir als Privatanleger die Factsheets anschaue, gerade den Goldfonds von Swisscanto, dann lese ich da überhaupt nichts von Nachhaltigkeit.

David: Das Thema Nachhaltigkeit bringt man nur voran, wenn die Fondsanbieter ein fundiertes Reporting und entsprechendes Marketingmaterial zur Verfügung stellen. Da muss die Vermögensverwaltungs-Industrie massiv nachlegen. Langsam entwickelt es sich, aber ich denke, wir sind erst in zwei bis drei Jahren dort, wo wir heute sein möchten und sollten.

Roman: Die gesamte Fondsindustrie muss sich je länger je mehr an den Endkunden orientieren. Je mehr wir auf die Nachhaltigkeit schauen und die richtigen Fragen stellen, desto eher kommt Bewegung in das Thema. Das ist für mich auch eine Form des Engagements.

Der Markt für nachhaltige Finanzprodukte ist sehr dynamisch, es werden ständig neue Produkte gelauncht. Habt ihr bei Freya Savings einen festen Rhythmus, in dem ihr eure eingesetzten Produkte überprüft und gegebenenfalls gegen neuere „grünere“ austauscht?

David: Alle Produkte bei Freya Savings haben den Selektionsprozess der Graubündner Kantonalbank durchlaufen und wir haben natürlich einen kontinuierlichen Monitoring-Prozess, der monatlich die Performance misst und auswertet. Auf einer Überwachungsliste führen wir auch Konkurrenzprodukte und vergleichen diese.
Mindestens einmal pro Jahr führen wir eine grosse Überprüfung durch, bei der wir die eingesetzten Produkte kritisch hinterfragen. Gerade bei den Themen-Fonds überprüfen wir, ob das noch die Themen sind, mit denen sich die Kunden auseinandersetzen oder ob wir andere aufnehmen sollen. Schliesslich sind wir mit den ETF-Anbietern laufend im Austausch, und wenn diese neue Produkte auf den Markt bringen, werden wir aktiv informiert.

Rolf: Wir analysieren auch die Nachhaltigkeit der von uns eingesetzten Fonds und schauen, ob es nachhaltigere oder mittlerweile günstigere Alternativen auf derselben Nachhaltigkeitsstufe gibt. Das überprüfen wir mindestens vierteljährlich. Und gegebenenfalls tauschen wir die Fonds aus.

Themen-ETFs, die Zukunftsthemen (z.B. Smart City Infrastructur, Healthcare Innovation, Digital Security…) abdecken, folgen zu einem gewissen Grad Moden und Moden können sich relativ schnell ändern. Warum sollte ich eurer Meinung nach in meiner Säule 3a, in der ich einen langen Anlagehorizont habe, auf solche Themen-ETFs setzen?

Roman: Wir haben mit den fünf zur Auswahl stehenden Schwerpunkten bewusst auf Megatrends gesetzt, die aus unserer Sicht langfristig alle erfolgreich sein werden und nicht Modethemen wie “Cannabis” oder “Crypto” gewählt, welche starken kurzfristigen Zyklen und starken Kursschwankungen unterworfen sind.
Innerhalb der fünf Schwerpunkte ist das Thema Energie und nachhaltige Infrastruktur wahrscheinlich eher grösseren Schwankungen unterworfen, weil die Aktien in der Clean Tech Branche generell mit hohen Volatilitäten konfrontiert sind und der Index noch relativ jung ist. Entsprechend sollten AnlegerInnen hier ganz sicher langfristig engagiert sein.


Im nächsten Beitrag schauen wir uns genauer an, welche Herausforderungen es beim nachhaltigen Investieren in Gold und Immobilien gibt und für welche Fonds sich Freya Savings entschieden hat. Du findest ihn hier.
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2 comments
  1. Megatrends? Das sagte die Finanzindustrie schon mehrmals, bsp.BRIC (kam damals von Goldman Sachs). Was ist aus all den Zertifikaten und Fonds geworden? Themeninvesting macht für langfristige Investoren keinen Sinn, macht dafür die Taschen der Anbieter voll. Und oft sind in diesen Produkten Firmen enthalten, die in breiten Aktienfonds schon enthalten sind (Klumpenrisiko).

    1. Hallo Marco, danke für deinen Kommentar. Nachfolgend die Antwort von Roman Gaus, Co-founder Freya Savings AG:

      Wir sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit mehr als ein “Investment Thema” ist. Mit dem Klimawandel und einer steigenden Bevölkerung sind wir im Anthropozän angekommen – einer geochronologischen Epoche, bei dem der Mensch entscheidenden Einfluss auf die biologischen Prozesse auf der Erde hat.

      Entsprechend werden sich clevere & umsichtige (d. h. auch um das Risiko und den Schutz ihrer Anlagen besorgte) Investoren um die Nachhaltigkeitsthemen der Zukunft positionieren: Saubere Energie & ressourcenschonende Technologien (Freya Schwerpunkte 1 und 5), medizinische Versorgung und Gesundheit (Schwerpunkt 2), Neues Wachstum rund um die Digitalisierung (3) sowie faire Unternehmen (4). Es wird schwierig sein, ausserhalb dieser Sektoren und Geschäftsfelder eine Rendite zu erzielen – die Risiken sind einfach zu gross. – Unternehmen, welche in sich in diesem Sinn nicht transformieren, werden wahrscheinlich ebenso verschwinden wie die Dinos. Das betrifft insbesondere die fossilen Energien (d. h. die gesamte Energiebranche) und wahrscheinlich eine Reihe von Industrieunternehmen im Bausektor, oder der Flugindustrie.

      Schlussendlich ist es aber immer eine Frage der Werte, wohin man investieren möchte. Auch deshalb denken wir, dass sich Nachhaltigkeitsinvestments nicht unbedingt mit den BRICS vergleichen lässt. Bei Fragen zu Menschenrechten (Russland), der Demokratie (Brasilien, China), oder staatlicher Kontrolle (China) würden wir da bei Freya schon etwas Abstand zum Vergleich mit BRICS nehmen, ehrlich gesagt.

      Zu Frage der Gebühren: Mit Freya investieren wir grundsätzlich nur in passive Fonds (ETFs) oder Indexfonds. Diese sind gegenüber klassischen, aktiv gemanagten Fonds bedeutend günstiger. Im Durchschnitt beträgt die TER (total expense ratio) im Freya Portfolio 0.29% pro Jahr. Aktive Fonds sind meistens bei 1-1.5% – also 3-5x teurer. Die Gebühren der grünen Themenfonds sind mit 30-40 pbs (also 0.3-0.4%) in der Tat etwas teurer als diejenigen der grossen ETFs, welche in sehr gross kapitalisierte, breite Märkte wie den MSCI World All Country investieren (Gebühren von 0.2%). Der Unterschied von gerade mal 0.1% pro Jahr rechnet sich aber unserer Meinung nach trotzdem, um auf die Themen zu setzen. Eine erwartete Mehrrendite gegenüber Indices lässt sich mit 0.1% Mehrkosten rechtfertigen.

      Zum Klumpenrisiko: In unseren Musterportfolios (siehe hier) sind Themen mit einer Gewichtung von 5-25% enthalten. Je grösser das Risikoprofil, desto mehr kommen die Themen rein. In den Kernanlagen halten wir uns dann sehr stark an die strategische Assetallokation der Pictet-Indices. Das Freya Kernportfolio ist sehr breit investiert und die Anlagen in den Indizes nach Marktkapitalisierung gewichtet. Deshalb rechtfertigt sich hier ein gewisser “Tilt” zu kleineren Unternehmen auch aus Diversifikationseffekten. In unseren 5-jährigen Simulation (Backward Test 2015-2020) konnten wir zeigen, dass die Freya Musterportfolios eigentlich fast alle grossen Indizes der letzten Jahre puncto Risiko und Ertrag geschlagen haben. Wenn wir von Klumpenrisiko sprechen, dann am ehesten deshalb, weil in den grossen Indizes mittlerweile gross kapitalisierte Tech-Schwergewichte wie Amazon, Google oder Microsoft ein sehr hohes Gewicht haben. Darauf können wir aber mit einer passiven Strategie keinen Einfluss nehmen. Und Tech war ja erwiesenermassen die letzten Jahre für die gute Performance verantwortlich, was natürlich in der Zukunft nicht so bleiben muss.

      Zuletzt: Freya möchte Marco gerne anbieten, dass wir ihm für 500.- ein Freya Musterportfolio seiner Wahl schenken und wir es gemeinsam nach einem Jahr Performance mit seinem eigenen privaten Portfolio vergleichen. Falls er das Freya Portfolio schlägt, darf er das Geld behalten – falls nicht, ebenfalls! Deal?

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