Das musst du als Schweizer beim ETF-Kauf in Deutschland beachten

Letztes Update: 26. Mai 2023

Der Beitrag über die Kaufwährung von ETFs hat ein grosses Echo ausgelöst, und deshalb habe ich mich etwas vertiefter in das Thema eingearbeitet. Durch Zuschriften weiss ich von einigen, die ihre ETFs bei deutschen Brokern kaufen. Ob das immer so günstig ist, schauen wir uns in diesem Beitrag an.

Handelswährung und Währungstausch

Wie im vorangehenden Beitrag dargelegt, spielt es keine Rolle, ob du einen ETF in CHF, USD, EUR oder einer anderen Währung kaufst. Was jedoch oft unbemerkt ins Geld geht, ist der schlechte Wechselkurs der Banken. Ich habe ein paar Bekannte, die ihr Geld bei ihrer Schweizer Hausbank wechseln und es dann nach Deutschland zu ihrem Broker transferieren. Wie du jetzt weisst, zwackt dir der Broker oder die Bank durch unvorteilhafte Wechselkurse immer etwas ab, was auf keiner Abrechnung oder Renditeberechnung explizit ausgewiesen wird. Die Spreads sind manchmal sehr hoch, wie du in der Tabelle im letzten Beitrag nachsehen kannst.

Wo finde ich den Spread meiner Bank?

Am besten gibst du bei Google den Namen deiner Bank und „Devisenkurse“ ein. Ich zeige es dir am Beispiel von PostFinance: Du kommst dann zu einem Währungsrechner, in unserem Fall interessiert „Devisenkurs / Kurs Giro international“. Dieser Kurs wird bei Auslandszahlungen via Zahlungs-, Dauerauftrag und elektronisch angewendet. Je nach Bank heisst er anders. Und wie du siehst, ist er von der Höhe des zu wechselnden Betrags abhängig.

Spreads PostFinance

Mittels Dreisatz kannst du ausrechnen, wie viel PostFinance draufschlägt. Hier beträgt die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs ca. 2.4%. Wenn du die Prozentzahl halbierst, hast du den Aufschlag, der dir für eine Richtung des Tauschs verrechnet wird. Hier wären es 1.2% für den Kauf. Und beim Verkauf fallen dann eben noch einmal 1.2% an.

Manchmal entsteht eine Verwirrung betreffend kaufen und verkaufen: Du kaufst EUR, die Bank verkauft im Gegenzug EUR. Anzuwenden ist immer der Kurs aus der Sicht der Bank: In unserem Fall also der Verkaufskurs: 1 EUR  bekommst du für 1.0906 CHF.

Oft findest du dort zusätzlich den Notenkurs. Dieser kommt zum Zug, wenn du am Bankomaten oder am Schalter Noten in Fremdwährungen beziehst. Bei diesem Geschäft zwackt die Bank noch mehr ab. Die PostFinance zum Beispiel um die 2.25% für den Tausch in eine Richtung. 

Verlust durch Währungstausch

Spread bei PostFinance

Aber zurück zum ETF-Kauf. Schauen wir uns das etwas genauer an einem Beispiel an: Laura hat ein Depot bei einem deutschen Broker, tauscht ihre CHF bei ihrer Hausbank in EUR und überweist diese zu ihrem deutschen Broker. SEPA-Überweisungen werden bei ihrer Bank, nehmen wir als Beispiel PostFinance, als gratis betitelt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Jetzt kommt ja noch der Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufskursen (auch Kursspanne oder Spread genannt) hinzu, den die Bank selber definieren kann. Bleiben wir bei der PostFinance. Dort gehen, wie oben recherchiert,  beim Umtausch in EUR ca. 1.2% verloren und beim Zurücktausch in CHF noch einmal ca. 1.2%. Ausserdem geht so eine Auslandsüberweisung langsam, das Geld kommt erst nach zwei bis vier Bankarbeitstagen in Deutschland an.

Simon Kauf ETF in der Schweiz in CHF Laura Geldwechsel bei PostFinance und Kauf in Deutschland in EUR Laura Geldwechsel bei Wise, ehemals TransferWise, und Kauf in Deutschland in EUR
Startbetrag 2'000 2'000 2'000
Gebühr für Umtausch von CHF in EUR - 24 9
Gebühr für Kauf 15 - -
Endbetrag 1'985 1'978 1'991
WP Data Tables

Der Vergleich hinkt zugegebenermassen etwas, weil der ETF irgendwann wieder verkauft werden muss. Und auch da fallen Verkaufsgebühren und Wechselkursgebühren an.

Erweitern wir also das Beispiel. Nun kaufen Simon und Laura quartalsweise für CHF 2’000 ETF-Anteile über 10 Jahre.

Ich habe darauf verzichtet, die Beträge von Laura in Euro umzurechnen und dann wieder mit demselben Kurs zurückzurechnen. Wie wir wissen, spielt es renditetechnisch keine Rolle, in welcher Währung du den ETF kaufst. Wiederum sind alle Beträge in CHF.

Der Endbetrag wurde mit diesem Sparplanrechner berechnet.

Simon Kauf ETF in der Schweiz in CHF Laura Geldwechsel bei PostFinance und Kauf in Deutschland in EUR Laura Geldwechsel bei Wise, ehemals TransferWise, und Kauf in Deutschland in EUR
Gebühren für quartalsweisen Umtausch von CHF in EUR über 10 Jahre - 960 365
Gebühren für quartalsweisen Kauf über 10 Jahre 598 - -
Total einbezahlter Betrag 79'402 79'040 79'294
Endbetrag nach 10 Jahren mit 5% Zinsen pro Jahr (TER des ETFs nicht berücksichtigt) 102'992 102'522 103'294
Gebühren für einmaligen Umtausch von EUR in CHF - 1'230 462
Gebühren für einmaligen Verkauf 174 - -
Depotgebühren über 10 Jahre 600 - -
Total Gebühren 1'372 2'190 827
Endbetrag 102'218 101'292 102'832
Differenz zu Simon -926 +614
WP Data Tables

Für die Rappenspalter: Die Depotgebühr steigt bei Swissquote mit steigendem Depotvolumen. Aber es ist anzunehmen, dass Simon nicht nur einen einzigen ETF hat und man darum die Gebühr auf die anderen ETFs aufteilen kann. Der Einfachheit halber habe ich mit CHF 60 pro Jahr gerechnet.

Anzumerken ist, dass nicht alle Broker Überweisungen von Wise, ehemals TransferWise, oder Revolut akzeptieren. Einige lehnen die Überweisungen ab. Zu anderen kannst du zwar CHF transferieren, aber sie rechnen automatisch in EUR um und verbuchen EUR. Auch hier: Vorsicht vor schlechten Wechselkursen. Wieder andere bieten Multiwährungskonten an, auf die du verschiedene Währungen transferieren kannst. Jeder Broker handhabt das unterschiedlich. Informiere dich also am besten vor der Kontoeröffnung.

Fazit

Je nach Einzahlungshäufigkeit und Höhe des jeweiligen Betrags kann ein Schweizer Broker bei den Kosten also durchaus mithalten.

Ausserdem ist es viel bequemer, alles mit einer Transaktion (Lohnkonto – Broker) zu erledigen als mit einem Zwischenglied wie Wise, ehemals TransferWise.

Ein weiterer Nachteil: Die meisten deutschen Broker bieten keine Schweizer Steueraufstellung an. Es geht zwar auch ohne, aber das Ausfüllen der Steuererklärung dauert insbesondere bei vielen Positionen sehr viel länger.

Viele Sparfüchse suchen tagelang den ultimativ günstigsten Anbieter. Ich denke, das kommt durch die deutschen Finanz-Blogger und -YouTuber, die auch in der Schweiz eine grosse Reichweite haben. Aber deren Empfehlungen sind für unsere Verhältnisse leider nicht 1:1 anwendbar. Bei einem Robo-Advisor wie Selma, der in der teuersten Variante 0.9% (0.68% plus ca. 0.22% für Produktkosten) verlangt, schreien die Sparfüchse: „VIEL ZU TEUER“, aber selber wechseln sie Geld mit einem Aufschlag von bis zu 1.75% pro Kauf und Verkauf.

Kosten sind ein wichtiger Teil bei der Geldanlage und haben einen direkten Einfluss auf die Rendite. Aber bei der tagelangen Suche nach dem preiswertesten Anbieter muss man seine dafür eingesetzte Zeit eigentlich ebenfalls berücksichtigen. Und die ist weder gratis noch unbegrenzt.

Was das konkret für Schweizerinnen und Schweizer heisst: Für kleinere Beträge, die regelmässig investiert werden sollen, lohnt sich ein Schweizer Robo-Advisor. Da bist du auf einen Schlag gut diversifiziert und eine Steueraufstellung ist meistens in der All-In-Fee enthalten. Bei grösseren Beträgen fährst du mit einem Schweizer Broker und dem selbständigen Kauf von ETFs in Schweizer Franken am günstigsten.

Swissquote Aktionscode Trading Credit

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2 comments
  1. Man kann es sich halt auch schönreden. Selbst wenn man in der misslichen Lage wäre, dass der Broker keine eingehenden Zahlungen von Revolut o.Ä. annimmt (welche wären das denn überhaupt?), dann schaltet man eben ein Girokonto einer EU-Bank dazwischen. Da hat es ja wahrlich genügende und als netten Nebeneffekt bekommt man dann noch ein Konto mit Konditionen, von denen man hierzulande nur träumen kann.

    Gerade bei Kleinanlegern, die ihre ETFs mit Sparplänen von einigen hundert Franken besparen, ist auch die Steuererklärung nicht wirklich komplex oder zeitintensiv.

    Kurzum: wer solche Kleinbeträge gebührenbehaftet von CHF nach EUR wechselt, der macht von vorneherein schon etwas falsch. Das dann aber noch als Argument für die weltfremden Konditionen der Schweizer Broker zu nutzen, ist gelinde gesagt Unsinn.

    1. DEGIRO lehnt z.B. Überweisungen von Revolut, Wise ab.

      Die neuen Tarife der Saxo Bank z.B. mit einer Mindestgebühr von CHF 3 finde ich jetzt nicht so weltfremd.

      Ich habe schon öfters die Erfahrung gemacht, dass Leute sich eine “Bastellösung” einrichten und dann, wenn sie eine Weiterbildung machen, Kinder bekommen usw., keinen Kopf mehr dafür haben und es ganz aufgeben. Da finde ich eine bequeme und vielleicht etwas teurere Lösung viel nachhaltiger. Aber zum Glück gibt es mittlerweile so viele Angebote und Möglichkeiten, dass fast jeder etwas Passendes findet.

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