Themen-ETFs: Diese 4 Nachteile solltest du kennen

Letztes Update: 24. Dezember 2021

Wenn du durch die ETF-Neukotierungen der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange scrollst, tauchen etliche Themen-ETFs auf. Hier eine kurze Übersicht:

  • GLOBAL X FINTECH UCITS ETF – USD Acc (0.60%)
  • GLOBAL X CLOUD COMPUTING UCITS ETF – USD Acc (0.55%)
  • L&G Digital Payments UCITS ETF – USD Accumulating ETF (0.49%)
  • VanEck Vectors New China ESG UCITS ETF (0.60%)
  • iShares MSCI Global Semiconductors UCITS ETF USD (Acc) (0.35%)
  • Invesco Solar Energy UCITS ETF Acc (0.69%)
  • GLOBAL X TELEMEDICINE & DIGITAL HEALTH UCITS ETF – USD ACC (0.68%)
  • GLOBAL X VIDEO GAMES & ESPORTS UCITS ETF – USD Acc (0.50%)
  • Invesco MSCI China Technology All Shares Stock Connect UCITS (0.49%)
  • VanEck Vectors Digital Assets Equity UCITS ETF (0.65%)

Dasselbe Bild bei den meistgehandelten ETFs: Dort landet zum Beispiel der iShares Global Clean Energy UCITS ETF (0.65%) auf einem Spitzenplatz.

ETFs haben in den letzten Jahren eine unglaubliche Wachstumsstory hingelegt und sind zu den absoluten Lieblingen der SelbstanlegerInnen geworden. Und auch ich bin zugegebenermassen ein Fan von ETFs, das dürfte dir nicht entgangen sein. Aber ETF ist nicht gleich ETF, darum geht es in diesem Beitrag.

ETFs auf marktbreite Standardindizes

Der Wettbewerb unter den ETF-Anbietern bei marktbreiten Standardindizes hat zu immer niedrigeren Gebühren geführt. Unter marktbreiten Standardindizes verstehe ich Indizes, die ganze Länder, Regionen oder die Welt abbilden und alle Branchen beinhalten. Also zum Beispiel den MSCI World oder den FTSE All-World. Der Vorteil solcher Standardindizes ist, dass meistens verschiedene Anbieter ETFs auf diese Indizes auflegen. Die ETFs kannst du dann ganz einfach miteinander vergleichen. Die Anbieter stehen in direkter Konkurrenz zueinander, was zu sinkenden Preisen führt.

Um die schwindenden Margen zu kompensieren, haben ETF-Anbieter Produkte herausgebracht, die spezialisiertere IndizesModethemen, Zukunftsthemen oder Investment Trends – abbilden.

Themen-ETFs

Das Research Paper „Competition for Attention in the ETF Space“ von Itzhak Ben-David, Francesco A. Franzoni, Byungwook Kim und Rabih Moussawi des Swiss Finance Institutes (Research Paper Series N°21-03) hat die Performance von Themen-ETFs untersucht. Das komplette Paper in Englisch findest du hier.

Für das Research Paper wurden nur Aktien-ETFs betrachtet, die in Amerika aufgelegt sind und sich auf den amerikanischen Aktienmarkt beziehen. Die verbleibenden 1’080 ETFs wurden in die beiden Kategorien „breite“ und „spezifische“ eingeteilt. Der Kategorie „spezifische“ wurden ETFs zugeordnet, die einen Sektor oder ein Thema abbilden.

Übrigens können nachhaltige ETFs sowohl „breite“ als auch „spezifische“ ETFs sein. Wird zum Beispiel nur das Thema Wasser abgedeckt, ist es natürlich ein „spezifischer“. Ein MSCI World ESG zum Beispiel würde ich aber den „breiten“ zuordnen. Aber schauen wir, zu welchen Ergebnissen das Paper kam.

1) Das Thema ist bereits out

„Spezifische“ ETFs werden oft auf Themen aufgelegt, die gerade in sind. Diese Themen bekommen zurzeit in der Presse eine grosse Aufmerksamkeit. Zum Beispiel Telemedizin oder digitale Zahlungen. Wird ein Themen-ETF aufgelegt, muss zuerst ein Index konstruiert werden, die rechtlichen Dokumente müssen ausgearbeitet werden usw. Bis zum ersten Handelstag vergehen zwischen sechs und zwölf Monate.

Das Research Paper hat nun herausgefunden, dass die in Themen-ETFs enthaltenen Aktien bei der Auflage des ETFs durch das grosse öffentliche Interesse bereits überbewertet sind, sodass der ETF nach der Lancierung sehr wahrscheinlich eine negative risikobereinigte Performance liefern wird. Die im Paper untersuchten ETFs wiesen ein negatives Alpha von etwa -3% pro Jahr auf. Wobei sich die Underperformance hauptsächlich in den ersten fünf Jahren nach der Lancierung zeigte.

Risikobereinigte Performance

Meistens schauen wir nur auf die Rendite, also wie viel Prozent ein ETF in einer gewissen Zeitspanne gemacht hat. Betrachtet man zusätzlich das Risiko, welches man eingegangen ist, spricht man von risikobereinigter Performance oder risikoadjustierter Rendite. Dabei wird zusätzlich zur Rendite gemessen, wie volatil ein ETF war, also wie stark ein ETF schwankte. Eine Kennzahl dafür ist zum Beispiel die Sharpe Ratio. Vereinfacht gesagt: Je höher der Wert der Sharpe Ratio, desto besser war die Wertentwicklung des ETFs in Bezug auf das eingegangene Risiko. Hier einige Beispiele von ETFs:

ETFRendite/Risiko 1 Jahr
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Distributing (VWRL)1.68
WisdomTree Cloud Computing UCITS ETF USD Acc (WCLD)-0.08
HANetf EMQQ Emerging Markets Internet & Ecommerce UCITS ETF (EMQQ)-0.96
Quelle: justetf.com

Alpha

Damit wird gemessen, wie sich ein Fonds gegenüber einem Benchmark – einem Referenzindex – verhält. Man kann damit herausfinden, ob die Anlageperformance über- oder unterdurchschnittlich war.

2) Das Risiko ist höher

Diagramm Anzahl Aktien in Standard- und Themen-ETFs

Das Research Paper zeigt weiter, dass „spezifische“ ETFs viel weniger Aktien enthalten und somit risikoreicher sind. Der Median der „breiten“ ETFs hält 247 Aktien, während der Median der „spezifischen“ ETFs nur 53 Aktien enthält. Themen-ETFs sind also weniger diversifiziert, konzentrieren sich nur auf einen kleinen Teil des Marktes und sind somit risikoreicher.

Die Zusammensetzung eines ETFs solltest du dir vor der Aufnahme ins Depot eh immer ansehen, aber gerade bei Themen-ETFs ist dies besonders wichtig. Denn oftmals gibt es bei einem bestimmten Thema noch gar nicht so viele Firmen, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Die enthaltenen Firmen sind also ziemlich spekulative Nebenwerte, die kaum gehandelt werden, und somit illiquide. Und ist die Stimmung an den Börsen weniger rosig, fallen solche Nebenwerte besonders stark.

Oder der ETF enthält grosse Firmen, die mit dem jeweiligen Thema nur einen Bruchteil ihres Umsatzes machen. Zum Beispiel ist Daimler die siebtgrösste Position im L&G Battery Value-Chain UCITS ETF. Oder der Global Online Retail UCITS ETF enthält Alibaba, Amazon und Netflix. Hast du nebenher ein breit diversifiziertes Welt-Portfolio, bist du sehr wahrscheinlich in diese Unternehmen bereits investiert und gewichtest diese mit einem Themen-ETF einfach höher. Zu einer höheren Diversifikation führt dies auf alle Fälle nicht.

3) Die Kosten sind höher

Die Kosten der im Paper betrachteten ETFs unterschieden sich ebenfalls markant. So beträgt der Median bei den „breiten“ ETFs 0.35% und bei den „spezifischen“ ETFs 0.58%.

Das mag auf den ersten Blick nicht viel sein, aber bei einem Anfangsvermögen von CHF 100’000, einer Laufzeit von zehn Jahren und einer Rendite von 6% pro Jahr, macht das einen Unterschied von immerhin CHF 3’735.

Das Research Paper hat ausserdem gezeigt, dass Themen-ETF-InvestorInnen ihr Interesse nach ein paar Monaten wieder verlieren und die ETFs wieder verkaufen. Sie verschlechtern ihre Performance zusätzlich mit höheren Handelskosten. Nicht zu vergessen ist der Spread, der bei vielen Nischen-ETFs wesentlich höher ist und beim ständigen Handeln umso mehr ins Gewicht fällt, aber meist nicht beachtet wird.

ETFSpread
breite
iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD Acc (CSSPX)0.0459%
UBS ETF (CH) – SMI (CHF) A-dis (SMICHA)0.0800%
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Distributing (VWRL)0.1013%
spezifische
GLOBAL X FINTECH UCITS ETF – USD Acc (FINX)0.4527%
L&G Digital Payments UCITS ETF – USD Accumulating ETF (DPAY)0.5456%
Invesco MSCI China Technology All Shares Stock Connect UCITS (MCHT)0.6672%
VanEck Vectors Digital Assets Equity UCITS ETF (DAPP)0.8838%
Quelle: six-group.com

4) Hauptsächlich für unerfahrene Privatanleger

Zuletzt wurde untersucht, welche InvestorInnen eher Themen-ETFs handeln. Der Prozentsatz von PrivatanlegerInnen war beim Launch der „spezifischen“ ETFs deutlich höher als bei institutionellen InvestorInnen. Das Paper kam zum Schluss, dass die Kundschaft von Themen-ETFs eher aus unbedarften AnlegerInnen besteht.

Oftmals würden PrivatanlegerInnen die Wertentwicklung von trendigen Anlagethemen in die Zukunft projizieren und somit der Performance hinterherlaufen. Dies zeigte sich bei den gehypten (aktiven) ARK ETFs von Cathy Wood. Die grossartige Performance vom März 2020 bis Februar 2021 von über 300% haben die wenigsten InvestorInnen mitgemacht.

ARKK Chart
Quelle: Swissquote

Auf dem Chart lässt sich gut erkennen, dass das Handelsvolumen erst im März 2021 markant stieg und viele erst dann mit grösseren Einsätzen eingestiegen sind – seither ist die Performance mit einem Minus von um die 40% alles andere als berauschend.

Ausserdem werden Aktien, die in thematischen ETFs enthalten sind, viel häufiger verliehen.

ETFDurschn. verliehen (% der AUM)
Juni 20 – Juni 21
Durschn. verliehen (% der AUM)
Juni 19 – Juni 20
iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD Acc (CSSPX)2.563.55
iShares Global Clean Energy UCITS ETF (INRG)17.4628.45
Quelle: iShares

Finanzprofis leihen sich Aktien, um diese zu shorten. Und ein hohes Short-Interest bedeutet, dass einige Händler von demnächst fallenden Kursen ausgehen.

Fazit Themen-ETFs

Wie du mittlerweile wahrscheinlich gemerkt hast, halte ich nichts von Themen-ETFs. So halte ich in meinem Portfolio auch keinen einzigen.

Falls du trotz der zahlreichen Nachteile nicht auf Themen-ETFs verzichten willst, solltest du dich mit der Core Satellite-Strategie vertraut machen. Der grösste Teil deines Vermögens – meistens spricht man von ungefähr 80% – wird dabei in einen soliden Kern aus Basisanlagen, einem Weltportfolio, angelegt. Und wenn es sein muss, dann kannst du drumherum einige kleinere ETF- oder Einzelaktien-Positionen halten.

Core Satellite-Strategie mit Themen-ETFs

Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehr hoch, dass dir der Core viel weniger Arbeit macht, dich viel besser schlafen lässt und dich viel weniger kostet.

Schreibe doch in die Kommentare, welche Themen-ETFs du in deinem Depot hast und warum.

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2 comments
  1. Guten Morgen, wie der Name schon sagt, ist ein Tracker Zertifikat von Swissquote etwas ähnliches wie Themen ETF’s?⁣

    Hast du eine Meinung oder Erfahrung zu “Dividenden” als Themenprodukte (nicht den VWRL ;-)?⁣

    Ich fand konkret folgendes; “Themes Trading: Mega Cash Dividenden (CASHLK)” – Interessant oder?: ⁣
    https://premium.swissquote.ch/investment-themes-webapp/IThemeDetail.action?id=b4788aca-2152-4094-a11d-988a4b35b815&lang=de⁣

    Liebe Grüsse

    1. Die Tracker Zertifikate (Strukturierte Produkte), die bei Swissquote unter dem Namen “Themes Trading” angeboten werden, sehe ich auch als Themen-Investments an. Und wie geschrieben, erachte ich Themen-Investments als wenig sinnvoll.
      Bei Strukturierten Produkten besteht im Gegensatz zu einem ETF ausserdem ein Emittentenrisiko.

      Auch die Dividenden-Strategie halte ich für die meisten AnlegerInnen als wenig sinnvoll. Siehe auch diesen Beitrag.

      Für mich persönlich wäre das Produkt also definitiv nichts. Aber eventuell passt es ja in dein Portfolio. Wenn du das Produkt und dessen Inhalt verstehst und es mit deinen restlichen Investments ein stimmiges Gesamtbild gibt (die darin enthaltenen Aktien dürftest du bereits in deinem Depot haben, wenn du einen marktbreiten ETF hast) – warum nicht.

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